Theodor Storm: Weihnachten, mir ist das Herz…

Weihna

lumpi / Pixabay. Weihnachtsschmuck kann aus den einfachsten Mitteln hergestellt werden.

 

Weihnachten

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fern her Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
anbetend, staunend muß ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlider
ein goldner Kindertraum hernieder,
ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.

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Weihnachten ist das Fest der Kinder und auch wir Erwachsene erinnern uns an unser kindliches Gemüt an Weihnachten. Das Fest zieht auch die hartgesottensten Gesellen in den Bann. Bei uns kommt noch hinzu, dass es an Weihnachten Winter ist und die dunkle Jahreszeit wird durch den Lichterglanz des Festes erhellt. Prunk, Glitzer und Pomp passen einfach perfekt, wenn es draußen dunkel und kalt ist. Wie gut, dass der weihnachtliche Prunk gar nicht teuer ist und sein muss! Christbaumkugeln leuchten mit den Kinderaugen um die Wette. Sie glitzern und strahlen, ohne dass sie wie ein Diamant sündhaft teuer sind. An Weihnachten kann man auch mit kleinen Mitteln für Glanz und Gloria sorgen! Wer sich nichts kaufen will oder kann, der wird einfach selber tätig und bastelt sich aus Papier wunderschöne Sterne. Für Licht und eine tolle Stimmung sorgen Kerzen.
Die Faszination von Weihnachten hängt auch damit zusammen, dass man nun einmal im Jahr wirklich kitschig, romantisch und melancholisch oder sensibel sein darf. Kleine Engelfiguren, Sterne in allen Variationen, Tannenschmuck ob echt oder künstlich – die meisten Menschen schmücken heute sehr üppig ihr zuhause. Und das Geschäft mit der Weihnachtsdeko boomt jedes Jahr aufs Neue. Man kann sich einzelne neue Stücke auch leisten, denn sie kosten nicht die Welt, schmücken aber effektvoll die Wohnung.

Und wie war das noch? Eines der ersten Schmuckstücke an Weihnachten war der Strohstern! Dieser steht für das Stroh in der Krippe. Wussten sie das? Das Christuskind und seine armen Eltern hatten ja nichts, außer Stroh. Symbolisch für ihre Armut steht bis heute der Strohschmuck zu Weihnachten. Und er hat sich fest etabliert und sieht, künstlerisch gemacht auch wundervoll aus.

Theodor Storm: Weihnachtsabend

MartinPosta / Pixabay

Weihnachtsabend

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl
der Kinder Jubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
„Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

Ich schrak empor, und beim Laternenschein
sah ich ein blasses Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
erkannt ich im Vorübergehen nicht.

Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
„Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß;
doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfaßte mich die Angst im Herzen so,
als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein
und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

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Ein Gedicht, das so aktuell ist wie eh un jeh. Gibt es nicht immer Menschen, die in Not sind und kaum genug Geld haben, um sich zu ernähren? Wir sollten die Armen nicht vergessen, wenn wir an Weihnachten Geschenke für Nahestehende kaufen. Leider ist es aber heute gar nicht so einfach (oder war es das jeh?) die wirklich Armen von den Schmarotzern zu unterscheiden. Schmarotzer? Gibt es sie wirklich. Wass für ein böses Wort, denken Sie vielleicht. Doch es gibt sie tatsächlich. Man trifft sie leider oft dort an, wo spendenwillige, gutmütige Menschen unterwegs sind.
Beispielsweise in FB-Gruppen, in denen es um Spenden für hilfsbedürfte Menschen geht. Oft sind dies alleinerziehende Frauen mit kleinen Kindern. Eine dieser Gruppen, die mit hehren Zielen gestartet ist, heißt „Hilf du mir, helf ich dir“. Hier können Menschen in finanzieller Not einen kleinen Hilferuf starten und um Sachspenden bitten. Das Prinzip der Gruppe ist es, nicht umsonst zu spenden, sondern die Aufrufenden sollen auch eine kleine Gegenleistung erbringen. Das kann Kuchenbacken, Babysitten etc. sein. Das geht natürlich nur, wenn der Spender auch vor Ort wohnt.
Diese Gruppe hat sich mit der Zeit prächtigst entwickelt und auch wenn sie nur für den Raum Stuttgart gedacht war, hat sie sich deutschlandweit verbreitet. Allerdings haben die Admins mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es gibt immer wieder solche Mitglieder, die zwar um Hilfe bitten, dann aber nicht Danke sagen wollen oder können und zu den Spendern schroff und abweisend sind.
Auch gibt es solche Fälle, bei denen die angeblich Hilfsbedürftigen sich nach der Gabe durch fremden Menschen erst einmal was Schönes gönnen: Ein teures Abendessen, ein Wellness-Wochenende und ähnliches. All dies ist schon vorgekommen! Die Schmarotzer und man muss sie dann doch so nennen, denken auch nicht weiter und posten ihre Vergnügungstouren in ihrem Fb-Profil, was die Spender dann natürlich sehen.
Leider, leider und nochmals leider ist es heutzutage oft so, dass Menschen, die in Geldnöten sind, auch nicht unbedingt gut mit Geld umgehen können. So wird selbstverständlich das teure Nagelstudio gezahlt und ein Tattoo für mehrere Hundert Euro gestochen, aber dann fehlt das Geld um die Kleine neu einzukleiden! Wer aktuell kein Geld hat, hat es oft vorher verprasst.
Das ist nicht die allgemeine Regel und es sollte euch nicht vom Spenden abhalten, aber schaut genau hin, wenn ihr in solchen Gruppen anderen Menschen etwas spenden wollt. Leider sind die wirklich Notleidenden diejenigen, die den meisten Schaden von den Schmarotzern haben.
Die gutwilligen Spender sind nämlich sehr verletzt und fühlen sich gedemütigt, wenn sie erfahren, dass die vermeintliche Familie in Not, sich einfach zu viel gönnt, was gar nicht notwendig ist. Dann fällt es schwer, wieder jemandem zu glauben und erneut zu spenden.
Schaut euch also um und  spendet den richtigen Leuten! Denkt vor allem an die Kinder, denn die können nichts dafür, egal ob ihre Eltern ehrlich sind oder nicht.

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Theodor Storm: Knecht Ruprecht

Das festliche Jahr img398 (Ruprecht)

 

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Ruprecht: Habt guten Abend, alt und jung
bin allen wohl bekannt genung.

Von drauß vom Walde komm ich her;
ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen;
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:

Knecht Ruprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder weihnachten werden!
So geh denn rasch von Haus zu Haus.
such mir die guten Kinder aus,
damit ich ihrer mag gedenken
mit schönen Sachen sie mag beschenken.
Ich sprach: O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.
Hast denn das Säcklein auch bei dir?
Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier,
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
eßen fromme Kinder gern.
Hast denn die Rute auch bei dir?
Ich sprach: die Rute die ist hier.
Doch für die Kinder, nur die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.
Christkindlein sprach: So ist es recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!
Von drauß, vom Walde komm ich her,
Ich muß euch sagen es weihnachtet sehr!
Nun sprecht wie ich’s hierinnen find:
sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
Vater: Die Kindlein sind wohl alle gut,
haben nur mitunter was trotzigen Mut.
Ruprecht: Ei, ei, für trotzgen Kindermut
ist meine lang Rute gut!
Heißt es bei Euch denn nicht mitunter:
Nieder den Kopf und die Hosen herunter?
Vater: Wie einer sündigt so wird er gestraft;
die Kindlein sind schon alle brav.
Ruprecht: Stecken sie die Nas auch tüchtig ins Buch,
lesen und schreiben und rechnen genug?
Vater: Sie lernen mit ihrer kleinen Kraft,
wir hoffen zu Gott, daß es endlich schafft.
Ruprecht: Beten sie denn nach altem Brauch
im Bett Ihr Abendsprüchlein auch?
Vater: Neulich hört ich im Kämmerlein
eine kleine Stimme sprechen allein;
und als ich an die Tür getreten,
für alle Lieben hört ich sie beten.
Ruprecht: So nehmet denn Christkindleins Gruß,
Kuchen und Äpfel, Äpfel und Nuß;
probiert einmal von seinen Gaben
morgen sollt ihr was beßeres haben.
Dann kommt mit seinem Kerzenschein
Christkindlein selber zu euch herein.
Heut hält es noch am Himmel Wacht;
nun schlafet sanft, habt gute Nacht.

(Theodor Storm)

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Knecht Ruprecht, Knecht Ruprecht…. Viele Generationen von Kindern wurden von dieser Gestalt geängstigt. Ihnen wurde oft wirklich eingeredet, wenn sie nicht artig und brav sind, werden sie in den Sach des alten Raubeines gesteckt und mitgenommen. Die Drohung mit Knecht Ruprecht war eben ein gutes Druckmittel.
Heute verbinden wir mit ihm vor allem seine Gaben.

Knecht Ruprecht war der Gehilfe des Nikolaus. Dieser erscheint in vielen Teilen Deutschland am 6. Dezember und  bringt den Kindern kleine Geschenke, was sich früher durchaus nur auf Nüsse und Äpfel beschränkte.

Im Mittelalter kannte jeder den Knecht Ruprecht als Figur. Er wurde aber oft auch mit dem Teufel gleichgesetzt. Es gibt verschiedene Versionen und Legenden, wie diese Figur einzuordnen ist. In jedem Fall ist er der Gegenspieler zum guten Nikolaus, der die braven Kinder belohnt.
Er erinnert auch an die winterlichen Umzugsgestalten in der Epiphanie. In jedem Fall gelten alle Figuren als Kinderschreck. Er diente den Eltern zur Erziehung ihrer Kinder zur Frömmigkeit. Er trägt immer einen Sack oder Korb mit sich, um die unartigen Kinder darin mitzunehmen.

Seine Figur ist eh zwiespältig angelegt, wie auch dieses Gedicht zeigt. In manchen Gegenden bestrafte und beschenkte er gleichermaßen. Auch hier deutet sich an, dass er alleine unterwegs ist und den Kindern Geschenke bringt und nicht nur mit der Rute kommt.

Knecht Ruprecht ist wie sein Name schon sagt, ein armer Geselle und nicht prunkvoll gekleidet. Er trägt eher eine Kutte ist bärtig und hat eine Rute oder einens Stock bei sich. Er bringt auch keine großartigen Geschenke, neben Nüssen können es auch Schokolade und Lebkuchen sein.

Er hat auch verschiedene Bezeichnungen bekommen. Im Frankenland ist aus dem Knecht Ruprecht der Pelzmärtel geworden, der am 11.11. statt des Nikolauses am 6.12. kommt. Er ist im Grunde eine Mischung aus Knecht Ruprecht und Nikolaus, da er auch rot gekleidet erscheint und sowohl streng, als auch gutmütig ist.

 

 

Vielleicht mögen Sie Ihre Kinder mit selbstgebrannten Nüssen zum Nikolaus oder Pelzmärtel beglücken? Daüfür brauchen Sie nur eine Pfanne, Zucker, Wasser und Nüsse.

Regenwolke0 / Pixabay

Rezept Gebrannte Nüsse/Mandeln:

    • 200 g Nüsse, Mandeln, Walnüsse oder andere, gewogen mit Schale
    • 100 ml Wasser
    • 125 g Zucker + 1 P Vanillezucker
    • 1 Tl Zimt

Nehmen Sie eine ältere Pfanne, denn der gebrannte Zucker beschädigt leicht die Oberfläche. Geben Sie nun alle Zutaten, außer den Nüssen in die Pfanne.
Lassen Sie alles aufkochen, der Zucker löst sich auf. Das Wasser sprudelt dann ein wenig.

Dann geben Sie die Nüsse hinzu. Und nun müssen Sie aufpassen!
Die Nüsse kochen nur im Wasser-Zuckergemisch bis das Wasser verdampft ist.

Dann bleiben nur die Zuckerkrümel übrig, die sich um die Nüsse legen.

Jetzt kann sich aus dem Zucker Karamell bilden. Das geht je nach Hitze sehr schnell. Deshalb müssen Sie achtgeben. Am besten Sie machen alles bei mittlerer Hitze.

Wenn die Nüsse karamellisiert sind, nehmen Sie einzeln mit zwei Kochlöffeln heraus und breiten Sie auf einem Backpapier aus.
Nehmen Sie dazu nie die Finger, denn das Gemisch ist sehr, sehr heiß! Lassen Sie auch lieber nicht Kinder mitmachen. Es ist zu gefährlich. Sie können aber zugucken.

 

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